Kladistik

In der phylogenetischen Systematik (Kladistik), die heute den Standard in der Biologie bildet, existieren Rangbezeichnungen wie „Klasse“, „Ordnung“, „Familie“ oder „Gattung“ nicht mehr. Sie teilt Artengruppen auch nicht länger nach Argumenten wie „hat es Schuppen und schwimmt, dann ist es ein Fisch“ ein, sondern untersucht die stammesgeschichtlichen Beziehungen, also welche Arten von welchen abstammen. Generell wird sich die Webseite auf einige wenige Taxa beschränken. Sonst wird das schnell sehr unübersichtlich.

Kladogramm

Vorabinformation: „Kladogramm“ wird der Stammbaum in der Kladistik genannt. Er ist dichotom (zweigliedrig) aufgebaut. Soll heißen: Aus einem Taxon entstehen zwei neue. Bei vielen Taxa hat man sich noch nicht auf einen Namen einigen können auch kommt es immer mal wieder vor, dass sich aufgrund neuer Erkenntnisse etwas am Stammbaum ändert. Außerdem sind einige Verwandtschaftsverhältnisse bis heute noch nicht klar. Es gibt dann entweder verschiedene Hypothesen oder statt einer dichotomen Verzweigung gibt es mehr als zwei Zweige. Hier siehst du ein aktuelles Kladogramm, das jedoch an vielen Stellen stark vereinfacht dargestellt ist, was bedeutet, dass einige Zwischengruppen fehlen. Dennoch kann man auch hier meistens sagen: Je näher einzelne Gruppen beieinander sind, desto mehr gemeinsame Merkmale besitzen sie. Sogenannte „Schwestergruppen“ (im Bild noch nicht separat markiert) teilen sich sogar den direkten Nachfahren, sind also am engsten miteinander verwandt. So beispielsweise die Vögel und die Krokodile.

Letzte Aktualisierung der Grafik: 01.02.25

Lesen tust du es so: Alle Vögel sind Archosaurier, alle Archosaurier sind Sauropsiden, alle Sauropsiden sind Landwirbeltiere, alle Landwirbeltiere sind Neumünder, alle Neumünder sind Eukaryoten. Oder auch: Alle Insekten sind Mandibeltiere, alle Mandibeltiere sind Urmünder, alle Urmünder sind Eukaryoten. Weiter unten sind die Vorfahren der heute existierenden Tiere. Alle im Bild gezeigten Zweige gehen noch weiter. In grün sind einige der Gruppen dargestellt, die du auf dieser Webseite findest.

Was du im Kladogramm vergeblich suchen wirst, ist die Gruppe der Reptilien. Dieser Begriff wird heutzutage nicht mehr verwendet. Stattdessen sprechen wir von den Sauropsiden, die aus den ehemaligen Reptilien und den Vögeln bestehen. Lange Zeit war die Stellung der Schildkröten unklar. Jüngere Studien konnten jedoch belegen, dass die Schildkröten die Schwestergruppe der Archosaurier bilden, wobei es eine 2. aktuelle Sichtweise gibt, die besagt, dass Schildkröten näher mit den Lepidosauria verwandt sind als mit den Archosauria. Es kann also durchaus sein, dass sich die Stellung der Schildkröte noch einmal ändert.

Das Taxon der „Crustacea“ steht hier in Anführungszeichen, da es sich um eine Gruppe handelt, die so nach aktueller Kladistik nicht mehr existiert, da sie nicht monophyletisch war. Stattdessen wird sie in viele andere Taxa zerteilt. Ich habe sie der Einfachkeit halber beibehalten. Die Schwestergruppe der Hexapoda sind entweder die Xenocarida oder die Remipedia und einige Autoren nutzen für die Bezeichnung Pancrustacea lieber die Bezeichnung Tetraconata.

Zur Stellung der Springschwänze noch ein paar Worte: Diese wurden traditionell zu den Insekten gezählt. In den 70er und 80er Jahren zweifelte man die Stellung immer wieder an, woraufhin u.a. 1987 Jarmila Kukalová-Peck einen Vorschlag für eine Neustellung tätigte, die sich ab dann – in leicht abgeänderter Form – im Laufe der Jahre durchsetzte. In der Wikipedia las man 2003 erstmals davon, dass Springschwänze bzw. das übergeordnete Taxon der Entognatha nun als eigene Klasse innerhalb der Hexapoda zählen würden, es gab mehrere wissenschaftliche Publikationen dazu und in der heutigen Fachliteratur wurde dieser Paradigmenwechsel ebenfalls übernommen. Jedenfalls trifft das auf die Mehrheit zu. Es gibt leider noch immer aktuelle Fachliteratur und (Online-) Lexika, die die Springschwänze bzw. die Entognatha als Untergruppe der Insekten führen und in aller Regel dabei noch nicht einmal ein Wort darüber verlieren, dass diese Einteilung mindestens diskutiert werde.

Mehr zum Thema Kladistik gibt’s auf Wikipedia.

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